Literarisches Streiflicht auf die Kolonisierung – Отражение колонизации в художественной литературе (по р. Антонины Ш-С «Айсберги колонизации») (30.11.2020)


Rose Steinmark

 

Literarisches Streiflicht auf die Kolonisierung (Skizzen zum Roman "Aisberge der Kolonisierung" von Antonina Schneider-Stremjakowa

 

Bilder zu schaffen, die dem Leser den Einblick in eine fernliegende Epoche, die nie mehr auferstehen wird, gewährt, insbesondere, wenn das Thema auf wahren historischen Begebenheiten beruht, ist geradezu keine leichte Aufgabe für einen Romanschreiber. Denn in einem Roman sind nicht die schon erforschten und allgemein bekannten Fakten wichtig, sondern die vom Autor erschaffene Romanfiguren, mit denen wir uns während des Lesens auseinandersetzen und den historischen Stoff aus der Sicht der Protagonisten aufs Neue aufarbeiten können.

Antonina Schneider-Stremjakowa, die in ihrem historischen Roman „Eisberge der Kolonisierung“ die Auswanderung der ersten Kolonisten aus Deutschland nach Russland beschreibt, verallgemeinert das kollektive Wissen und verleiht den stillen Zeugen der Vergangenheit Stimme. Inspiriert durch die Aufzeichnungen ihres Vorahnen Anton Schneider, begibt sie sich zusammen mit den verarmten Bauern und Handwerkern aus den deutschen Staaten auf den Weg nach Russland. Die Handlung des Romans beginnt mit dem Manifest der russischen Kaiserin Katharina II., deren Erlass auch den Stamm der Erzählerin zum Aufbruch geführt hat. Durch den Ruf der Kaiserin ausgelöste Euphorie brachte das kleine Dorf durcheinander, in dem unterschiedlichen Menschen gemeinsam ihr Leben gestalteten und gegen Hunger und Not kämpften. Das Thema „bleiben“ oder „gehen“ wird in jedem Haushalt ausführlich diskutiert, auch in der Familie Schneider wird es zur Dominante und sie beschließt, auszuwandern. Retrospektiv verteidigt die Autorin die Entscheidung ihrer Vorfahren: „Das unaufgeklärte und geknechtete Volk, das den Krieg überlebt hatte, war bemüht, sein Leben und das seiner Nächsten von Neuem einzurichten, so dass das Manifest der Russischen Kaiserin auf fruchtbaren Boden fiel…“ Die Menschen verließen ihre kärglichen Behausungen und machten sich auf den Weg ins „Paradies“, der sich als Höllenweg mit Krankheiten, Epidemien und manchmal auch Trunksucht gestaltete. „Kaspar Schneider hatte sich bei wohlhabenden verdingt, half ihnen Häuser bauen, verrichtete Gartenarbeiten, sammelte Brennholz und sang manchmal in der Kirche, aber mit der Auswanderung hatte er seine Bedenken… Nach qualvollen Überlegungen begab sich Kaspar zum privaten Werbeagenten und ließ sich in die Liste der Auswanderer eintragen.“ – Von nun an beginnt für seine Familie ein Leben, das mit Glück, Hoffnung und wohlhabender Zukunft, die man sich mit dieser Entscheidung wünschte, nichts gemein hatte. Nach Strapazen der langen Reise in das Land ihrer Träume, erreichen die ermüdeten und erschöpften Auswanderer Mitte April 1766 Saratow, doch ohne Kaspar Schneider, der unterwegs erkrankte und verstarb. Seine Frau Luise erreichte den Ort, wo sie mit Kaspar ein ruhiges und sattes Leben aufbauen wollten und musste zusehen, wie sie mit ihren Kindern zurechtkommt. Wie alle Auswanderer, war auch Luise von der schönen Ortschaft, die den Ankömmlingen zugesagt wurde, überwältigt und konnte sich gut vorstellen, hier heimisch zu werden.

Den Aufbau des Romans von Antonina Schneider-Stremjakowa bestimmen zwei Realitäten.

Zum einen ist es die Auswanderung, die mit Fakten und Daten belegt ist und die mit dem Manifest der Kaiserin und der langen Reise in das versprochene Paradies Russland beginnt. Es ist die Realität, in der die deutschen Siedlungen bei Saratow von Nomaden überfallen und geplündert wurden, in der man Menschen umbrachte oder verschleppte, und nicht zuletzt, die Zusagen des Manifestes, die von den Behörden nicht eingehalten worden sind – eine Konstante, die nicht zu bestreiten ist, also die Authentizität, die auch die auch Aufzeichnungen des wolgadeutschen Chronisten Anton Schneider bestimmen, die von der Autorin in die Handlung des Romans aufgenommen wurde und die Episoden des Raubüberfalls glaubwürdig machen. „Mit großen Reichtume von Menschen, Viehe und anderen Habseligkeiten erfreit, ritten dieselben (die Nomaden) in heiterem Gemüte unter jauchzendem Jubel harmonisch fort; sangen, brummten und pfiffen in den Morgenstunden in träumender Freude; währenddem aber die armen Gefangenen mit umsichtsvoller und gemütigster Sitte die Milde des allmächtigen Gottes inbrünstig anriefen…“

Zum zweiten ist es die Realität, in der die Story, die uns die Autorin erzählt, lebt. Sie beruht schriftstellerisch auf Fantasie und Fiktion, die das Leben der Protagonisten und die historischen Begebenheiten in der Zeitspanne zwischen 1763-1830 verbinden. Die Handlung dieser Story entwickelt sich parallel zu den damaligen Ereignissen, die in der kleinen deutschen Siedlung stattfindet, in der die Hauptheldin des Romans Luise mit ihren Kindern ein Haus gebaut hat und sich um das Wohl der Familie sorgt, stattfinden. In dieser fiktiven Welt wird sich Luise in den Witwer Matthias verlieben und überglücklich fühlen. Zu einer ersehnten Heirat wird es jedoch nicht kommen. Nach den strengen religiösen Vorschriften, die sorgfältig von allen Dorfbewohnern eingehalten werden, ist es ihnen nicht gewährt, zusammen zu ziehen, denn die katholischen Gesetze erlaubten keine neue Heirat. So bleiben den beiden nur heimliche Treffen und verstohlene Blicke bei öffentlichen Zusammenkünften. Luise geht ihren Pflichten als Hausfrau nach, arbeitet auf dem Feld, bekocht ihre Familie und genießt die schönen Abende, wenn alle zusammen an einem Tisch sitzen und sich über den gelungenen Tag freuen: „Beim Lichte des Kienspanns tranken sie Tee, verspeisten Flusskrebse, sangen deutsche Lieder und gaben Anekdoten zum Besten…“

Der ungebrochene Familienzusammenhalt, den die Kolonisten so sorgsam pflegten, ist nicht fiktiv – jahrelange Not hat diese kleinen Gemeinschaften zusammengeschweißt und sie gelehrt, füreinander da zu sein. Ihr neues Zuhause mussten sie unter jämmerlichen Bedingungen aufbauen und sie hätten die schweren Zeiten, die sie trotz aller Gefahren überstanden haben, nicht meistern können. Man empfindet tiefe Sympathie zu diesen Menschen und bewundert ihre Stärke und Unbeugsamkeit. Der Schriftstellerin ist es gelungen, für ihre Romanfiguren einen Lebensraum zu schaffen, in dem sie sich trotz der extremen Verhältnissen und harten Schicksalsschlägen gut einrichteten und lebten. Sie verlieben sich, heiraten, bringen Kinder zur Welt, feiern Weihnachten und Ostern, schicken ihre Kinder zur Schule, gehen an den Sonntagen in die Kirche und beten. Diese Gewohnheiten, Sitten und Bräuche haben sie aus der alten Heimat mitgebracht und werden sie auch in der neuen Heimat hegen und pflegen.

Antonina Schneider-Stremjakowa erzählt eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten, in der das Fiktive aber keinesfalls dominierend ist. Die grausame Realität, die durch Leid und Not der Kolonisten geprägt ist, verkleidet sie in Handlungen und Episoden, die zum Nachdenken anregt und vergegenwärtigt einen großen Abschnitt der Geschichte, was uns miteinander verbindet. Mit ihrem Roman „Eisberge der Kolonisierung“ versucht die Schriftstellerin Antonina Schneider-Stremjakowa auf viele Fragen, die mit der Besiedlung Russlands verbunden sind, Antworten zu finden.

November 2020,

 

Münster

 

Роза Штайнмарк

 

Отражение колонизации в художественной литературе (размышления о романе «Айсберги колонизации» Антонины Шнайдер-Стремяковой)

 

Воссоздавать события, позволяющие читателю заглянуть в далекую эпоху, которую уже не воскресить, особенно если сюжет основан на реальных исторических событиях, - нелегкая задача для писателя. Для исторического романа важны не исследованные и уже общеизвестные факты, а созданные автором персонажи, с которыми мы можем соглашаться либо не соглашаться, но именно с ними мы открываем исторический материал с новой стороны.

В историческом романе «Айсберги колонизации» Антонина Шнайдер-Стремякова описывает эмиграцию первых колонистов из немецких земель в Россию, суммирует наши коллективные знания и предлагает немым свидетелям прошлого поделиться с нами своими личными переживаниями в этой истории. Вдохновленная записями своего предка Антона Шнайдера, она отправляется в Россию с бедным и мастеровым людом из немецких земель. Начало сюжета основано на манифесте российской императрицы Екатерины II, чей указ послужил завязкой всего романа. Эйфория, вызванная призывом императрицы, всколыхнула маленькую деревню, в которой обнищавшие и разные по своим взглядам люди, строили свою жизнь и боролись с голодом и нуждой. Тема «остаться» или «уехать» дискутировалась в каждом доме, в каждом хозяйстве.

Ретроспективно автор становится на сторону своего рода и отстаивает его решение: «Уцелев в войне, непросвещённый и угнетённый люд искал, как лучше обустроить жизнь свою и своих близких, так что манифест российской императрицы пришёлся на благодатную почву». Люди покидали свои скудные жилища и направлялись в «рай», что обернулся дорогой в ад с болезнями, эпидемиями, а иногда и алкоголизмом.

И в семье Шнайдера эта тема становится доминирующей, она тоже принимает решение эмигрировать: «Каспар Шнайдер нанимался к зажиточным людям: строил дома, убирал сады, заготавливал дрова, иногда пел в церкви, однако с выездом сомневался... После мучительных раздумий он-таки отправился к частному «вызывале» и записался на переселение». И с этого момента для его семьи началась жизнь, не имевшая ничего общего со счастьем, надеждой и благополучным будущим, с которым он связывал выезд. После долгого и мучительного путешествия в страну своей мечты, усталые и измученные эмигранты в середине апреля 1766 год достигли Саратова, но уже без Каспара Шнайдера, который заболел в пути и умер. Его жена Луиза добралась до места без Каспара, с которым мечтала строить спокойную, полную достатка жизнь. Теперь ей одной предстояло решать, что делать и как противостоять с детьми всем трудностям и лишениям. Луиза, как и все эмигранты, была очарована просторами и красотой выделенной им для проживания земли, и начала свыкаться с мыслью, что здесь можно обустроиться и вскоре почувствовать себя, как дома.

Сюжет романа Антонины Шнайдер-Стремяковой выстроен на двух реальностях.

С одной стороны, это реальные факты и даты, связанные с эмиграцией, что началась с манифеста императрицы и долгого путешествия в «рай», обещанный Россией; это реальность, связанная с нашествиями на немецкие поселения близ Саратова и разграблениями кочевников; это убийства, ослепления, пленения и обращение пленных в рабство и, наконец, что наиболее важно, власть не выполнила того, что декларировалось манифестом, – константа, которую невозможно оспорить. Подлинность событий, о которых рассказала автор, подтверждается достоверными эпизодами летописца поволжских немцев, Антона Шнайдера, на которые автор опирается в романе: "Обрадованные богатством, киргизы утром упаковались и двинулись дальше... Двигались в быстром темпе – боялись за награбленное. За полночь пересекли границы немецких колоний. Настроенные весело, киргизы пели, смеялись и ликовали... В великой печали и скорби несчастных уводили всё дальше. Уныло брели они рядом с лошадьми, смиренно общаясь с Богом и взывая к его милости».

Другая реальность – та, в которой живет история, рассказанная автором. Она рождена фантазией и вымышленными обстоятельствами, в которых протекает жизнь протагонистов романа в период 1763-1830гг. Действия исторической реальности развиваются паралельно с вымышленными событиями, что происходят в небольшом немецком поселении, где главная героиня Луиза построила дом со своими детьми и заботится о семье. Она выполняет свои обязанности домохозяйки, работает в поле, готовит еду для семьи и наслаждается прекрасными вечерами, когда все вместе сидят за столом, и радуется удачному дню: «При свете коптилки пили чай, ели раков, пели немецкие песни и рассказывали анекдоты». В этом вымышленном автором мире Луиза влюбится в вдовца Матиаса и почувствует себя необыкновенно счастливой. Однако желанного брака не получится: по строгим религиозным правилам, которые неукоснительно соблюдаются всеми сельскими жителями, им нельзя жить вместе, потому что католический закон не разрешал вдовам вступать в новый брак. Им оставались только тайные встречи да тайные взгляды на публике.

Неразрывные семейные узы, которые колонисты так тщательно культивировали, не являются фикцией - годы лишений сплотили эти небольшие сообщества и научили их поддерживать друг друга и быть рядом в трудную минуту. Им приходилось строить свои новые дома в неимоверно трудных условиях. Благодаря сплочённости, они выжили и пережили трудные времена и все опасности. Мы испытываем глубокую симпатию к этим людям, восхищаемся их силой и упрямством. Писательнице удалось создать для своих героев жизненное пространство, в котором они, несмотря на экстремальные условия и тяжелые удары судьбы, устроились и зажили относительно хорошо. Они влюбляются, женятся, заводят детей, празднуют Рождество и Пасху, отправляют в школу детей, ходят по воскресеньям в церковь и молятся. Одним словом, они верны немецким обычаям, которые привезли с собой, и придерживаются традиций старой родины, неукоснительно следуя на своей новой родине этим традициям.

Антонина Ш-С рассказала нам историю из давно минувших времен, но вымысел в этой истории никоим образом не доминирует. Жестокая реальность, сформированная страданиями и невзгодами колонистов, маскируется в действиях и эпизодах, которые заставляют задуматься и визуализировать большой отрезок давно минувших, но объединяющих нас исторических событий. В романе «Айсберги колонизации» автор пытается найти ответы на многие вопросы, связанные с заселением России колонистами.

ноябрь 2020,

 

Мюнстер

 

 



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