Эмиграция и возрождение в России в 1764-1855 г. – 14 ч. (рукопись 200-летней давности) (30.11.2018)
Anton Schneider
Denkschrift über den Ansiedlungszustand der Einwanderer und die Geschlechterlinie unserer Stammfamilien in Russland als wie auch über die merkwürdigsten Begebenheiten und Ereignisse in und außerhalb unserer Familien von dieser Zeit bis auf gegenwärtige Zeit 1764 - 1770
(ein über 200 Jahre altes Manuskript)
Zweiter Teil
Ins Russische wurde es zum ersten Mal übersetzt von Antonina Schneider-Stremjakowa
Die güldene Zeit
Obgleich wir Menschen die Fühlung haben, mit offenen Augen sehen und mit gesunder Vernunft begreifen können, daß der allgütige Gott schon seit mehr als 27 Jahren seine gerechte Strafe, jedoch mit der größten Sanftmut und Geduld, zeiget, um unseren Irrtum und Unglauben zu benehmen, und ermahnte uns öfters durch fruchtbare Krankheiten, besonders die Cholera, die er uns schon zur Besserung dreimal zugeschickt, obwohl vor und nach derselben Menschenverirrung uns Mißjahre, Hungersnot, Teuerung, große Schulden und Schuldverpfändungen und andere Nebel und Trübseligkeiten mehr trafen, die uns Tag und täglich heimsuchten und die wir so vielfältig erfahren haben, bleiben wir doch unverschrocken in den alten und neuen Verkehrungen verstockt da stehen, als wäre kein Gott im Himmel, der auf uns Acht gäbe.
Von den Drangsalen und den vielfältigen Drückungen, welche wir heute fühlen, sehen und erfahren, hörte man in früheren Zeiten nichts. Wir lebten in der größten Unschuld und Zufriedenheit, und in dieser Zeit, in der wir deutsche Ansiedler ungefähr von der fruchtbaren Katastrophe der Kergiesenzeit, nach welcher sich unsere Vorväter aus ihrer ersten Armut erholten und bis jetzt 55 Jahre glücklich dahergelangt sind, verdient wohl die “GÜLDERE ZEIT” genannt zu werden, wo uns der fromme Beistand der Jesuiten gleich mit dem Anfange dieses Jahrhunderts seht wohltätig erschien, den festen Grund zu aller Vollkommenheit und Gewißheit des römisch-katholischen Christentums bestens gelegt ward. Damals herrschte Bruderliebe, und der Friede schwang seine grünenden Palmen, und die Menschen erholten sich von Zeit zu Zeit, Glück und Segen überzog unsere Feldfluren und drang in unsere noch damals armen Hütten im vollem Maße ein, belebte und stärkte alle unsere Unternehmungen. Noch zur rechter Zeit sandte der gütige Gott die Friedensengel, die Herren Paters der Gesellschaft Jesu, die verehrungswürdigen Jesuiten, die mit heiligem Eifer, Liebe und Gerechtigkeit die schon damals eingeschlichenen Leichtfertigkeiten bei uns Schwachen in den tiefen Abgrund verscheuchten, wie wir oben schon bemerkt haben.
Die Aufstellungen der Geistlichen in den früheren Jahren geschah ordinair durch ihre ordinierten Obern, ohne daß die weltliche Obrigkeit sich darum bekümmerte. Gewöhnlich wurden den Gemeinden nach Bedürfnis, ohne Reisegelder, tüchtige und wohlbesorgte Geistliche zugesandt, die nach der ihnen angewiesenen Pflicht und Schuldigkeit in dem Weinberge des Herren mit der größten Freude arbeiteten, welche sich den auch befleißigten, als Männer das gegenseitige Vertrauen ihrer Pfarrkinder zu erwerben. So was auch die gute Leitung und Besorgung des Seelenheils fester und haltbarer als in der gegenwärtigen Zeit. Jetzt, wo die Priester so hastig nach dem Gelde trachten, verrät dieses einen ungesetzlichen Charakter und leichtbeweglichen Sinn, um ungefähr Schätze zu sammeln, die der Rost und die Motten verzehren. Vertrauen kann dadurch nicht gezeigt werden, wenn die Wolle der Herde das Ziel ist. Wo kein Vertrauen ist, da ist auch kein Herzensschluß, kein seelenlehriger Durchblick, kein Erfolg des seelsorglichen Wirkens möglich. Wegen bloßer Verdrießlichkeiten, die außer Verschulden des Geistlichen oder bloß wegen strenger Pflichterfüllung über ihn kommen, sollte sich kein Geistlicher zum Abzuge bestimmen lassen, denn er muß ja predigen. Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde du das Böse mit Gutem.
Hiernächst sind den Pfründen die einträchtigen Kirchspiele eigentlich recht verführerische Lockspeisen für den Ehrgeiz und die Gewinnsucht, ein Jammertal für den Geistesmann, ein Schlachthaus für viele unschuldige Seelen, wenn der Vater der Pfarrkinder nicht der Vater der Armen und Waisen ist. Der moralisch scheinende Grundsatz, man müsse sich beizeiten versorgen, um in Alter oder bei einer zufälligen langwierigen Krankheit sich zu unterstützen, oder man müsse höher und weiter trachten, um mehr Gutes zu stiften, ist ein Vorwand und vornehmer Deckmantel für den versteckten faulen Flecken.
Eine reiche Stelle trägt mehrstenteils zu Unzufriedenheit und Verblendung bei. Die allzuviele Nahrung macht blind und schwerfällig, doe sorgenvolle Verwicklung des Geistlichen im zeitlichen Geschäfte des Mannes ertötet seinen Geist. Und schläft der Hirt, dann steht es mißlich mit der Herde, der Wolf kommt und zerstreuet sie und richtet eines nach dem anderen zugrunde.
Kommt ein neuer Pater aus Polen, so sehen sie hager, dünn, arm und elendig aus. Sind sie aber einige Jahre hier, so sind sie gleich wie der volle Mond. Können sie die Sprache nicht so vollkommem, so lernen sie dieselbe bald, wenn sie noch jung sind, lernen aber auch zugleich die Art und Weise, wie sie ihre Schafe am liebsten und besten scheren sollen, das Weiden und Führen auf guter Hut vergessen sie, denn der Geist Gottes ist eingeschlossen, und der Mammon halt stets und fortwährend den Sack auf. Derselbe kann jedoch nicht voll werden, und sie zwicken und zwacken ohne Auswahl, Arme und Reiche.
Bei jedesmaligem Wechsel eines Geistlichen, der gerade aus Polen kommt, haben wir vieles zu bestehen und werden dabei in die größte Hilflosigkeit versetzt, weil uns der freundliche Beistand der Sprache verkannt ist. Am Armseligkeit und Dürftigkeit fehlt es daher nicht, weil alle Freude des Umganges in Hilflosigkeiten verschwindet, ebenso, als wenn ein Kind neu zur Welt geboren wird. Alte und Junge, Große und Kleine, Gesunde und Kranke werden dadurch in Trübseligkeiten versetzt, werden getäuscht, zweifelhaftige Hoffnung läßt und jedesmal das nächste oder weitere erfahren, aber niemals fällt es befriedigend aus, wodurch der Zustand gebessert werden könnte.
Die Art und Weise, wie der Wechsel oft vor sich geht, ist schand- und schmachvoll für den Wechselnden, wenn er Gerichte und Regierungen abläuft und mit tausend Knicksen den sterblichen Menschen zur Gnade empfiehlt, wie es dem zuletzt hier gewesenen Pater Lopazinsky im 1850-ten Jahre aus dem hiesigen Kirchspiele ergangen ist, der sein Gewissen in simonistische Heiligtümer des Handels eingezogen, und diese Selbsterniedrigung der Rang- und Schwanglauferei ist eine öffentliche Unehre, die er viel zu teuer erkauft und sich selbst nachteilig machte. Es kam zur öffentlicher Klage, und die darauf erfolgte Fiskation92 beraubte ihn seiner Würde, und das harte Joch, das ihn beugte, wurde durch das Umgehen seiner Ordinariats, des Herrn Bischofs Ferdinand Kahn, zur geistlichen Betrachtung an das Pfarrhaus zu Saratow verwiesen.
Dieser lästige Stein für das Kirchspiel was gehoben, aber ohne Befriedigung, wo sich dann noch eine schwere Last auf die Gemeinde lagerte. Es ergab sich dann hierauf, daß die entledigte Stelle der Gemeinde der Kolonie Tonkoschurowka durch H[errn]Pater Superior Snarsky nicht zur vollen Zufriedenheit besetzt werden konnte, ohne dabei auf Ärgernisse anzustoßen, denn derselbe verordnete Vorschläge, die wider alle Gerechtigkeit grenzten. Den für und vom H[errn] Bischof bestimmten Pater Leschtschinsky setzte er nach der Bergseite und gab uns einen Geistlichen, der noch in einer völligen Kindheit sitzt. Anstatt an Besserung zu denken, so warden die letzten Dinge ärger als die ersten, wie ich schon ober bemerkt habe. Es blieb also beim alten Geistlichen, dessen Handel bald in die Hände der weltlichen und geistlichen Regierung gefallen, der weder dem Pater noch dem Stande, dem Amte, der Religion noch der Gemeinde Ehre gebracht hat. Es ist bedauernswürdig, wenn man tiefer in das Wesentliche und Geschäftige unserer Geistlichkeit und der Gemeinden hineinblickt. Überall findet man Klippen, Verstöße und Ärgernisse, die Religion und den Katholizismus betreffend. Sichtbarlich weicht Gottes Segen.
Ich schließe dieses Buch. O möchte doch Gott dem gläubigen, unschuldigen, schwachen, bedürftigen Volke Hirten geben, so wie sie sich die gläubigen Seelen aus herzlichem Verlangen wünschen!
( Fortsetzung folgt)
Антон Шнайдер
Памятная записка о состоянии поселений иммигрантов, о родословной нашего корня в России, а также о важнейших событиях внутри и вне нашей семьи с тех лет и по настоящее время 1764 – 1770
(рукопись 200-летней давности)
Часть вторая
На русский переведено впервые. Перевод Антонины Шнайдер-Стремяковой.
Благословенное время
Чтобы воспринимать всё в здравом уме и с широко раскрытыми глазами, человеку дана весна. Бог кротко и терпеливо предупреждал нас: в течение 27 лет посылал нам три раза холеру – для нашего же блага; и ещё неурожайные годы – голод, дороговизну, долги, налоги и прочие напасти. Мы всё пережили, тем не менее продолжаем оставаться тупыми, будто Бога нет и он не предостерегает.
Несчастий и притеснений, которые мы испытываем сегодня, раньше не было. До катастрофических киргизских набегов наши предки жили целомудренно и безгреховно. За 55 лет они успели возродиться из пепла и выбиться в люди. В начале ХIХ столетия явилась благочестивая поддержка иезуитов и была заложена прочная основа римско-католическому христианству – период, который назвали «благословенным временем». Во всех делах и свершениях ощущалась тогда братская любовь – нас охраняла зелёная пальма мира. Бедные наши хижины полнились тогда ещё счастьем от успехов, это укрепляло наши начинания, результат которых ощущается на полях и сегодня. В те благословенные годы Бог послал нам иезуитов – добрых Ангелов Мира из ордена Иисуса. Рвением, любовью и правосудием они изгоняли из нас, слабых, уже тогда зарождавшееся легкомыслие.
В прежние времена назначали священников без вмешательства мирских властей. Неравнодушных и деловых священников присылали обычно по заявке общин без оплаты за переезд. Они работали с присущей им ответственностью в винных погребах господина, который тоже становился прилежным и завоёвывал доверие прихожан, – в те годы самым важным и действенным было спасение души.
Сегодня священники жадны к деньгам и сомнительным богатствам, что подвержены ржавчине и моли. Им нет доверия, потому как их конечной целью является шерсть стада, а без духовного единения невозможен успех. Если нет доверия и союза сердец, нет уважения и к духовному учителю. Из-за обычной раздражительности, причиной которой могут быть долги и строгость, нельзя устранять священников, ибо их духовные обязанности – проповеди. Если не одержать победу над злом, добро победит зло. Если святой отец не станет отцом бедных и сирот, храм превратится в соблазнительную приманку для амбиций, жадности, станет юдолью слёз человеческого духа, убойным местом для душ безгрешных. Все знают истину, что заботиться о себе надо начинать вовремя, чтобы можно было поддержать себя в старости и продолжительной болезни. Надо стремиться вперёд и выше и жертвовать в пользу добра, чтобы грязное пятно могло прикрыть покрывало добра.
Богатая должность ослепляет и способствует вражде. От изобилия еды слепнут и становятся неповоротливыми. Тревожные мысли священников убивают дух. Когда спит пастух, в стаде овец рождается растерянность, тогда появляется волк и уничтожает всех одного за одним.
Новые отцы из Польши прибывают тощие, худые, бедные и несчастные, а после года службы становятся круглыми, как полная луна. Если не знают языка, они изучают его, пока молоды, и одновременно изучают манеры и способы, как выгоднее остричь своих овец. Они забывают про свой долг кормить и выводить страждущих на правильный путь. Они заперли Бога, а Маммона стоит за спиной и без конца подставляет мешок, который никак не может наполниться, так что щиплют всех без разбора – бедных и богатых.
Со времени появления новых священников из Польши мы испытали беспомощность и многое преодолели, но нас не сблизило даже их благосклонное отношение к нашему языку. От бедности и убогости улетучивается радость общения; она становится беспомощной, как явившийся на свет ребёнок. Старики и молодёжь, взрослые и дети, здоровые и больные впадают в депрессию, обманываются, отказываются от сомнительных надежд и всякий раз стремятся к чему-то новому, позитивному, но это никем не приветствуется, хотя могло бы во многом улучшить ситуацию.
Замена священников, что отпускали в судах и управах тысяча поклонов и просили милости у простых смертных, проходила со стыдом и позором. В 1850 году подобное произошло с замешанным в махинациях отцом Лопацинским. Публичное самоунижение явилось ценой, по которой он себя продавал. Кассовая проверка началась по официальной жалобе, она лишила его достоинства и привела к хомуту господина Бишова, Фердинанда Кана и закончилась синодом Саратова.
С прихода был снят тяжёлый камень, но оставалась ещё одна ноша. На проверку оказалось, что настоятель Снарский, метивший на освободившееся место в колонии Тонкошуровка, должность эту занять не мог, потому как его предписания граничили со всякого рода несправедливостями и ничего, кроме недовольств, не вызывали. В нагорную часть колонии господин Бишов рекомендовал священника Лещинского, а в подгорную был послан священник, который не вышел ещё из детского возраста. Это вызвало больше недовольств, чем раньше, так что было решено оставить прежнего священника, чьи торги попали в поле зрения мирских и церковных судей. Дурную славу святым отцам, их сану, религии, духовному здоровью общины сослужили также и суды. Основы духовности и сами священники были достойны сожаления, если копнуть поглубже. Недочёты, нарушения и досадные недоразумения можно встретить везде – в религии и католицизме тоже. Смягчить всё это может лишь Божье благословение.
Я заканчиваю книгу. О, если бы Бог мог обеспечить всех верующих, безвинных, слабых и нуждающихся такими пастухами, какими по их представлению должны быть души верующих!
(продолжение следует)