К. Кухаренко
1953. Es ist ein Wintermorgen. Ich bin acht Jahre alt. Mit geschlossenen Augen liege ich im Bett. Es ist Zeit aufzustehen. Oma hat schon ein paar Mal nach mir gerufen. Aber es ist so kuschelig warm hier unter der Decke, und mein Traum ist noch nicht zu Ende.
Ich liege da und lausche, wie das brennende Holz im Ofen knistert. Ich stelle mir die tanzenden Flammen vor, wie sie das Holz streicheln, von allen Seiten umschlingen und Stück für Stück vernaschen. Es wehrt sich, knistert, wirft Funken, kann aber dem gierigen Feuer nicht entkommen. Na ja, ist auch gut so, überlege ich, sonst hätten die Menschen keine Wärme im Haus.
Ich höre, wie Oma am Herd hantiert, wie meine Schwester Nina, die Frühaufsteherin, ihr etwas erzählt. "Die Kleine hat es gut! Die kann bei Oma zu Hause bleiben!", denke ich und kneife meine Augen fester zu. "Käthe, stuh up! Du tjemst noch tu lut! Tjetj mol he, wout etj ha! - Käthe, steh auf, sonst kommst du noch zu spät zur Schule. Guck mal, was ich für dich habe!"
Ich weiß schon, was die Oma meint und schiele unter der Decke hervor. Meine allerliebste Oma steht da und zeichnet mit dem Finger auf ihrer Handfläche ein Viereck. Das heißt – ich bekomme gleich ein Stückchen Zucker!
Im Nu rutsche ich aus dem Bett, stecke meine Füße in die warmen Filzstiefel, die Oma zurechtgestellt hat, laufe zur Schüssel, um mich zu waschen, dann ziehe ich mich an. Das heiß ersehnte weiße Zuckerstückchen liegt schon auf dem Tisch. Während Oma meine Haare kämmt und in Zöpfe flicht, esse ich schnell mein Morgenbrot - eine Scheibe Brot mit Margarine und Prips mit Milch. Der Zucker kommt zuletzt in meinen Mund.
Warm angezogen, das Gesicht, bis auf die Augen, in ein großes Kopftuch verhüllt, laufe ich durch die verschneite Straße. Auf der Zunge zergeht das süße Stückchen Glück. Was für ein herrlicher Morgen!